Grundsätzliches
Stelle dir Folgendes vor: „Eine neue Maschine wird erfunden. Sie funktioniert ähnlich wie eine Virtual-Reality-Brille nur noch viel besser.
Der Mensch wird an diese Maschine angeschlossen und erlebt die virtuelle Welt, wie man die echte Welt erleben würde. Ein Unterschied wäre nicht bemerkbar. In dieser Maschinenwelt kann man das perfekte Wunschleben führen. Egal ob Superheldin oder Weltherrscher, man kann sein, wer man will.“
Bei dieser Maschine handelt es sich um ein bekanntes Gedankenexperiment von Robert Nozick. Er nennt diese Maschine die „Erlebnismaschine“. Solche Gedankenexperimente können ein Teil des Ethik-Unterrichts sein.
Am Anfang steht dabei immer eine ethisch/philosophische Frage. Bei der Erlebnismaschine könnte man sich z.B. fragen, was Realität und virtuelle Realität noch unterscheidet. Wären sie schon gleichwertig?
Gleichzeitig könnte man das Experiment zuspitzen. Was wäre, wenn man nach dem Anschluss an die Maschine nicht mehr zurückkehren könnte? Würde man sich anschließen lassen? Inwieweit wäre ein perfektes Leben in der Maschine besser als ein schwieriges Leben in unserer normalen Welt?
Dies wäre nur eine Auswahl an Fragen, die man gemeinsam behandeln könnte.
Jetzt fragst du dich vielleicht, was an diesen Fragen so kompliziert sein soll. Beim Lesen hast du dir bestimmt schon eine Meinung gebildet und kannst bereits eine Antwort auf diese Fragen geben. Wofür brauch man dann noch den Ethikunterricht?
Der Ethikunterricht soll grundsätzlich darin schulen, ein tieferes Verständnis zu ethischen Fragen zu erlangen und die eigenen Antworten auch überzeugend begründen zu können.
Diese Fähigkeiten sollen natürlich nicht nur für die Schule nützlich sein. Stelle dir dafür eine Situation aus der Arbeitswelt vor. Du möchtest eine Idee vorstellen und deine Kolleg/-innen davon überzeugen. Eine gute Idee reicht jedoch nicht aus. Deine Chefin möchte von dir auch Argumente hören, warum deine Idee so gut geeignet ist. Dein nerviger Kollege wird bestimmt wieder etwas daran aussetzen wollen und deinen Vorschlag kritisieren. Darauf muss man sich natürlich vorbereiten.
Die eigenen Ideen und Meinungen überzeugend vorzustellen und sich mit anderen Positionen gekonnt auseinandersetzen zu können, sind Fähigkeiten, die man erst erlernen muss. Die Fähigkeiten zum Argumentieren, zum Wahrnehmen anderer Ansichten und zum Führen eines gewinnbringenden Gesprächs mit anderen Personen sind die Kernfähigkeiten, die im Ethikunterricht vermittelt werden.
Neben dieser eher beruflichen Perspektive darf man auch den Alltag nicht vergessen. Immer wieder kommt man in Situationen, in denen wichtige Entscheidungen nötig sind, die sich aber nicht so einfach treffen lassen.
Auch dort stellen sich wieder ethische Fragen. Darf ich eine Person anlügen, um sie nicht zu verletzen? Muss ich einem Freund helfen, wenn er eine Prügelei anfängt? Sollte ich es ansprechen, wenn ich an der Supermarktkasse zu viel Geld zurückerhalte? Diese alltäglichen Fragen erfordern eine Orientierung, damit man entscheiden kann, was richtig ist und was falsch.
Eine persönliche Antwort darauf soll im Ethikunterricht entstehen. Diese Antwort wird auch als ethisches Urteil bezeichnet und gibt eine Handlungsempfehlung für die Situation. Der Ethikunterricht unterstützt uns also auch darin, Entscheidungen zu treffen und diese wiederum zu begründen.
Der Unterricht ist dabei immer ergebnisoffen. Ein anfängliches Urteil kann noch gestärkt werden, es kann ergänzt werden oder es kann auch verworfen werden. Ein vorgegebenes Urteil gibt es nicht. Im Mittelpunkt steht also nicht recht zu behalten, sondern zu tiefgreifenden Erkenntnissen zu kommen.
Über die 4 Jahre Ethikunterricht werden wir viele ethische Fragen miteinander besprechen. Wir als Fachbereich freuen uns schon sehr auf euch und eure Ansichten.
Inhalte verteilt auf die verschiedenen Jahrgänge
Klasse 7
Identität und Rolle
• ich und die anderen
• Wer bin ich?
• Freundschaft: Arten der Freundschaft nach Aristoteles
• Glück gelingendes Leben
• philosophische Glücksvorstellungen
Wissen und Glauben
• religiöser Glaubenskriege
• Feste und Rituale
Klasse 8
Freiheit und Verantwortung
• Freiheit und Fortschritt
Recht und Gerechtigkeit
• Gerechtigkeit in verschiedenen Sphären
• gerechtes Verteilen
Handeln und Moral
• Gewissen
• moralische Kriterien
• Mensch und Gemeinschaft
• Toleranz & Konflikte
• Merkmale gewaltfreier Kommunikation
• Homophobie
Klasse 9
Demokratie in Deutschland
• politisches System der Bundesrepublik
• Rechtsextremismus
Recht und Gerechtigkeit
• Leben in einem Rechtsstaat
• Gerechtigkeit und Strafe
Freiheit und Verantwortung
• Handlungs- und Willensfreiheit
• Entscheidungen und Grenzen
Klasse 10
Wissen und Glauben
• Sterben und Tod
• Hoffnung und Vertrauen
Identität und Rolle
• Liebe
Recht und Gerechtigkeit
• gerechtes Verteilen
Freiheit und Verantwortung
• verantwortungsvolles Handeln
Mensch und Gemeinschaft
• Handeln und Moral